Donnerstag, 3. Januar 2013

Vänern Rundt 2006 - Das Land, wo die Briefkasten noch an Ort und Stelle stehen. / Örebro / Schweden / 2006


In aller Kuerze:
Datum: 26. 27. und 28. Mai
Streckenlange: 200 + 220 + 125 Km
Start: Örebromässan, Örebro, gegen 7:30 Uhr (je nach Startnummer)
Teilnehmerstatistik: Geschaetzt; ca 500.
Hoehenmeter: etwa ???? m
Streckenbeschaffenheit: Angenehm huegelig. Strassenbelag i.O. Autoverkehr auch OK
Verpflegung: Brot+Käse, Wasser, Energy-Drink (Enervit), Kaffee, die schwedischen Bullars und sauren Gurken, Bananen. Ein Depot auch mit Wurst + Ketschup oder Senf. Die Depots alle bei 60 +-5 Km, sehr regelmässig, am 3. Tag bei Km 39 und 78 Km ca.
Begleitfahrzeuge: Bei der letzten Gruppe fuhr immer am Ende ein Wagen mehr oder minder mit, als Besenwagen sozusagen.
Kontrollstellen: Verpflegungsstationen. Wurde nicht kontrolliert, die Kontrolle erfolgt durch den Gruppenleiter
Schlafen/Duschen: Im Startpunkt gab es eine Halle zum Uebernachten und Duschen in der Sportanlage, bei der Übernachtungen immer in einer großen Halle geschlafen, Duschen vorhanden.
Fahrrad: RyuSui.


Vorgeschichte:
AB kann nicht kommen, weil sein Patenkind Geburtstag hat, so fahre ich am Mittwoch alleine ab MLN, wo ich am Mittwochs morgens noch arbeite, los. Alles eingepackt mit Zelt usw über die beiden Brücken (Dänemark) nach Schweden rein. Teilweise regnet es stark, der Himmel ist dunkel, sehr dunkelgrau in Schweden und mir ist Bange. Schlimmsten Fall werde ich 3 Tage voll im Regen fahren müssen, das ist das schlimmste was passieren kann, denke ich. Gegen 9 Uhr bin noch mehr als 150 Km von Örebro entfernt und ziemlich müde, beschliesse also in einem Camping zu übernachten. Habe 900 Km gefahren und campe also. Gegen 23 schlafe ich schnell ein, gegen 4 wache ich auf und höre den Regen am Zelt, schlafe ich also weiter; das wiederholt sich ein paar Male, so dass ich voll ausgeschlafen irgendwann nach 8 Uhr aufstehe, dusche, check out, Schlüssel zurück und trinke einen Kaffee. Weiter nach Örebro, wo ich gegen Mittag langsam fahrend ankomme. Suche den Touristbuero, trinke einen Kaffe bei King Burger oder so ähnlich (mit AB wären wir wohl unbedingt zum McDonald gegangen) und fahre zum Örebromässan. Dort warte ich und schreibe einige Postkarten. Ich helfe zunächst bei den Vorbereitungen der Logistik der Depots und melde mich anschliessend an; werde in der Halle übernachten und bereite alles vor, esse meine letzten Schieben Käse mit dem ganzen Brot, trinke den Yoghurt (spätestens jetzt ist mein Magen sehr voll), dann bereite mein Fahrrad auf morgen: Härter speichen (manche speichen sind sehr weich, mehr als eine Umdrehung brauchen sie und sind immer noch nicht echt hart), Luft in den Reifen, etwas geputzt und geölt an den Bremsen und Schalthebeln. Mache mich fertig, lese das "Lernen Sie Schwedisch-Buch" und werde von Udo angesprochen; ist aus Stralsund und ist nach Schweden noch zur DDR-Zeiten "ausgewandert", mittlerweile schwede, hat mir angeboten als Dolmetscher zu helfen wenn es nötig werden sollte. Er ist 70 Jahre alt und mit 62 in die Frührente gewchickt worden. Das Licht wird ausgemacht und ich schlafe ein. gegen 02:30 gehe noch auf Toilette.

Tag 1. Örebro-Åmål
Aufgewacht gegen 05:30, bereite die Trinkflaschen vor, packe alles, frukost (Kaffee und Porritsch, salzig, ich esse es einfach so, etwas Salz kann nicht schaden, Corn Flakes mit Milch und Dickmilch, gehe auf Toilette, draussen regnet es, bisweilen ziemlich stark. Mache mich fertig und bin rechtzeitig im Startpunkt. Gestern abend hatte schon eine Frau bei mir gefragt ob wir die Gruppoe 1 wären, die Frauen übernachten aber getrennt. Ich war der einzige Übernachtender der Gruppe 1 unter den Männern. Es ist auch verständlich, wenn 5 der Teilnehmer der 1. Gruppe Frauen sind!
Der Chef der gruppe, Lennart, heisst uns willkommen. Er kann deutsch. Wir warten noch auf den letzten Teilnehmer, der sich ca. 10 Minuten verspätet und noch einen Kompi mitbringt, Travel aus Bristol, England, junger Mann mit einer sympatischen Ausstrahlung. Es tropft und ich lasse meine Radbrille am Hals haengen, nicht auf der Nase, da sonst es zu dunkel sein würde. Wir starten. 10 teilnehmer. 5 Frauen, 4 davon klein und schlank, die von gestern ist eher das gegenteil. Sie faehrt auch noch ein Trecking Rad mit Schutzblecher, bequemer Sattel, etwa 32er Reifen (eigentlich gut) und hat schon Batterie-Lichter vormontiert. Das Rad macht keinen schlechten eindruck, nur mit dieser Frau habe ich ernste Zweifel, ob sie weiss, was sie tut. Anki, so eine Mutti-Figur, vom Gesicht und Ausdruck als wuerde sie einer viktorianischen Familie angehören. Na gut, mal sehen, Lennart fährt ein Tourenrad mit den anatomischen Lenker aber Raeder und sonst alles entspricht einer Rennmaschine. Später faellt mir auf, dass sein Rad knarrt wenn er kräftig bergauf tritt. Dann ist Olle da, ein ganz langer Mann mit einem Giant-Rad, doch mit MTB-Lenker, ansonsten entspricht dieses Rad auch das, was man von einem Renner erwarten darf. Die anderen Frauen fahren Raeder mit MTB-Lenker aber dünne Reifen und sonst Rennrad-ähnlich bis auf Lisbeth, sie hat einen schoenen Renner mit Shimano 105 10 speed (glaube ich) in weiss, der Sattel sieht von hinten an dem Rand auch weiss und sieht also sehr schick aus, ein Columbus-Rad, ist aber nach meinem Empfinden beim Heben etwas schwer, und Lisbeth ist eine sehr schlanke und eher kleine Frau, also relativ schwer das Rad für sie. Die andere 2 Männern haben normale Renner.
Wir fahren los, ich habe meine alte blaue Radjacke, die ist zwar nicht ganz Waserdicht dafuer trocknet sie schneller ab. Es ist kalt und die Gruppe faehrt ziemlich langsam. Meine Füße werden nass und meine Haende auch. Meine Haende frieren mehr als meine Füße, ich weiss nicht warum. Die Gruppe ist von der Leistung ziemlich bis sehr unterschiedlich und zieht sich auseinander. Lennart bleibt immer ganz hinten und passt auf, dass ihm keiner verloren geht. Da wir sehr langsam fahren und ich nicht schwitze muss ich recht bald pinkeln. Ich sage zu Lennart er soll weiterfahren und ich hole sie ein. Doch 200 m weiter macht die ganze Gruppe Pipi-Pause (PP). Na gut, ich warte eben dann. Wir fahren weiter, ich unterhalte mich mit Lennart, da er deutch kann, mit Travel auf englisch der mir den Wunsch aeussert, trockene Socken haben zu wollen und mit Nr 716, deren Sohn in München studiert und sie kann ein paar Brocken deutsch und ist ganz nett und hat eine sehr sympathische Ausstrahlung. Ich friere, es regnet, wenn ich die Hand zur Faust balle tropft es. Als die Strasse schön bergab geht gebe ich Gas und lasse mein Puls auf 165 steigern, dann rolle ich zufrieden und warte auf die Gruppe. Das mache ich auch noch ein 2. mal. Das war einfach Scheiße, meine linke Achilles-Sehne faengt an ganz langsam zu schmerzen: Die Belastung im kalten Zustand hat sie verletzt, nehme ich an. Ab dann schmerzt sie mehr und mehr, zum 1. Mal schmerzt sie mir, dass ist mir noch nie so passiert, sonst hat sie immer spürbar gerieben. Ich muss höllisch aufpassen, dass ich sie nicht belaste und die Kraftarbeit muss das rechte Bein nunmehr machen.
Mir faeltt auf, dass die Frauen, die 3 schlanke kleine zumindest, fast immer im faschen Gang fahren, müssen sehr stark tretten und mit wenigen Umdrehungen in der Minute. Es wundert mich, dass sie so ungeübt zu sein scheinen. Auch habe ich den Eindruck, dass die Gruppe ziemlich ungeübt ist, zumindest in der Gruppe zu fahren, Lücken entstehen, manchmal driften Raeder links oder rechts, der Travel rutscht zur Mitte der Strasse, wenn er nach hinten guckt.
Die Depots kommen sehr regelmaessig jede 60 Km plus minus 5 Km und die Verpflegung ist gut, ausreichend. Wir sind die letzte (langsamste) Gruppe und es wurde immer sehr zuvorkommend auf uns gewartet, es hat nie etwas gefehlt. Bisweilen war der Kaffe oder die Wurst nicht so heiss, aber für die Umstände war alles sehr gut. Das 3. Depot hatte warme Wurst, Die Menschen unglaublich nett und freundlich trotz Wetter und das es oft kalt und windig war.
Lisbeth (Nr 714) kommt die Steigungen sehr langsam hoch und der Lennert begleitet sie immer wieder. An flachen Strecken oder Bergab ist Nr 714 relativ schnell aber sie stirbt am Berge. Die Gruppe reisst immer wieder auseinander, ich gebe alle Hoffnungen auf Leistungsfahrten ab und immerhin freue mich dass ich die Möglichkeit habe, trotz meiner kaputten Füße in einer Gruppe zu fahren. Durch die Belastung tut mein rechter Fuß auch jedes mal mehr weh, das wo die Baender sein sollten, rechte Seite, rund um den Knöchel. Nr 714 muss immer wieder PP machen, und ich, ausgerechnet ICH, auch! Jede 10, 15, 20 Km machen wir eine PP. Einmal macht auch Travels Freund eine Pause um sich umzuziehen weil es waermer wurde, und ich weiss nicht welcher Umstaende er brauchte, aber um sich umzuziehen hat er ca 10 Min gebraucht. Auch der Travel hat spaeter eine laengere Umziehpause gebraucht um seine schoene weisse Beine zu zeigen. Beim 1. Mal fuhr Teil der Gruppe auch weiter und zog sich auseinander. Der Lennart hat an dem Tag 2 Mal, nein, 3 Mal uns angesprochen, dass wir als gruppe fahren sollen. Doch es haut einfach nicht hin. Nach etwa 70 oder 90 Km hoerte der Regen auf und die Sonne schien sogar ab und an. Es wurde wärmer und meine Füße wurden auch langsam trocken. Nach etwa 12 Stunden kommen wir in Åmål an, 10 Stunden reine fahrt, schnitt von etwa 20,4 Km/h, mein Puls hatte ein Durchschnitt von 114. Wir gehen essen (ziemlich gut) auch vegetarisch gab es, Lisbeth kriegt mit, dass ich vegetarisch esse, dazu gibt es Bohnen und Mais, Milch zum trinken, zum Kaffee hatte ich keine Lust mehr, als Nachtisch Fruchtsalat mit Yoghurt, die Fruechte zwar aus der Dose doch es hat sehr lecker geschmeckt und ich esse 2 Teller voll. Mein Magen ist voll. Duschen, meine Füße pflegen, ich massiere sie mir Erkaletungsbalsam (habe nichts anderes!) und ziehe 3 Paar Socken an um sie warm zu halten. Fussgymnastik. Ich hoffe, dass es die Sehne besser geht aber mir ist Bange. Der rechte Fuss tut vor sich hin weh. Der tut mir auch sehr leid, der arme mit doppelter Belastung.
Udo kommt zu mir, trinkt ein Bier, scheint durch das Bier sich schon in einem angenehmen Zustand zu befinden und erzaehlt mir, dass es an dem Tag 3 Unfaelle gab, der eine war ein 92-jaehriger Mann, der beim Ubererholen sich verschaetzt hat und in einer Radgruppe reingefahren ist, um eine Kollision mit dem entgegenkommenden Verkehrsteilnehmer zu verhindern, dabei mussten die Radfahrer ausweichen und einige sind im Graben gelandet, einer musste im Krankenhaus, der Mann faehrt weiter (Flucht) soll aber kurz danach von der Polizei gestoppt worden und Papiere entzogen sein. Der 2. Unfall ist der normale, Autofahrer biegt ab und übersieht die Radfahrer, die auf dem Radweg fahren, noch einer im Krankenhaus und der 3. Unfall auch ein Standardunfall, ein Radfahrer kommt mit dem Vorderrad gegen das Hinterrad des Fahrers vorn und legt sich hin, dummerweise in diesem Falle auch Krankenhausreif. Schlechter Tag, eigentlich. Auch bei uns gab es ein Zwischenfall, die Anki ist mit ihrem Vorderrad gegen meinem Hinterrad gekommen, (ich spüre plötzlich, dass mein Rad zur Seite gehen will und dann höre ich hinter mir die Geraeusche von Ankis Rad auf dem Asphalt.) Anke hat Glück gehabt, sie ist mitten auf der Fahrbahn gefallen aber es kam kein Auto; es haette schlimme Folgen haben koennen. Nur das Batterielicht am Lenker ist entzwei, sie packt die Teile in der Tasche und wir fahren weiter.
Gegen 10:30 wird das Licht ausgeschaltet. Da wir so spaet ankamen hatte ich kaum Zeit, 2 Seiten meines Schwedisch-Lern-Buch zu lesen.
Links und rechts von mir wird geschnarcht, links ist ein "prrr"-Schnarcher, klingt wie ein 80 ccm Motorroller, ist aber nicht sehr laut, rechts habe ich einen viel schoeneren Schnarcher, klingt wie eine 750 ccm 4-Zylinder Yamaha. Es ist zwar nicht leise in der Schlafhalle, doch schlafen laesst sich gut.



Tag 2. Åmål-Mariendtadt
Gegen 05:30 wird das Licht eingeschaltet, ich mache mich fertig, Getraenke, packen, Frokost und Toilette, morgens suche ich noch ein Kunststoff um mein Fuss einzuwickeln, sollte es regnen, soll es so lange wie möglich trocken bleiben, ausserdem soll so warm wie moeglich bleiben. Ich finde eine Mülltüte schwarz, schneide ein Streifen und wickele mein Fuss damit. Ich glaube in Nachhinein, dass es eine gute Idee war. Frokost ist ganz OK, Porritsch (Der Udo erklaert mir, dass das ein Nationalgericht der Schweden ist und Havegrots /Hafergrütze heisst) Ich esse es eianfach so, salzig, und dann auch noch Milch und Corn Flakes mit Dickmilch. Das reicht. Die Sonne scheint in einem wolkenlosen Himmel. Udo meint, dass sich das ganz schnell aendern kann. Ich glaube ihm!
Gegen 7:30 start, heute sind wir nur noch zu 5, die andere sind in anderen Gruppen untergekommen, teils weil andere Gruppen klein geworden sind durch die Unfaelle bedingt, teils weil sie zu schnell waren. Ich frage mich warum ich geblieben bin, da ich eigentlich zu den Schnelleren gehoeren sollte, abgesehen von meinen zunehmenden Fussproblemen. Ich freue mich aber, dass ich langsam fahren darf und auf mein Fuss achten kann. Olle (Nr 713) Lisbeth (Nr 714) Anki (Nr 718), Lennert und ich fahren also los. Meine Regenjacke habe ich in der Trikottasche, da die Sonne scheint.
Ich lasse Lisbeth die Geschwindigkeit vorgeben, meine Sehne berücksichtigend.
Nach 14 Km PP. Ich trinke sehr wenig, muss aber trotzdem immer wieder pinkeln. Auch bei Km 14 werden wir von der naechsten Gruppe ueberholt. Bei Km 28 Ueberholung durch die naechste Gruppe und PP. Schoen regelmaessig. Die Sonne schein und es ist angenehm warm. Einmal sehe ich auf einem grossen Felsen die Blumen blühen und freue mich, wie schoen sie bluehen. Gleich muss ich daran denken, dass mir so etwas zum 1. Mal passiert, dass ich Blumen ueberhaupt bei einer Radfahrt beachte und muss lachen. Ein bisschen kann ich nachempfinden, was YMK so empfindet bei Blumen und Radtouren.
Wir machen regelmaessig PP und kommen langsam voran. Ich fahre gerne gemütlich vorne und pfeife leise vor mich hin. Meine Sehne tut nicht weh, ich belaste sie dafuer nicht. Der rechte Fuss tut aber dafür stark weh, der Sehne scheint es aber gut zu gehen, mindestens so gut wie möglich. Beim Wurst-Depot sorgt Lisbeth dafuer, dass ich eine vegetarische Wurst zu essen bekomme. Die Frauen, die diesen Depot bedienen, hatten mir schon gestern gefragt ob ich aus Finnland waere, ich beantwortete Tyskland. Heute fragte mich die eine, ob ich den Kaffee "mit Milch" haben wollte, ich antworte "med mjolk"... dass heisst aber, dass sich die Frau gestern oder heute die Übersetzung zum deutschen besorgt haben muss, um mich fragen zu koennen. Dann meinte auch eine, dass meine Lösung zum Trinken, mit dem Schlauch, "clever" sei. Überhaupt machten alle einen sehr liebenswürdigen und zuvorkommenden Eindruck. Vor allem wenn sich so viele Frauen um mich kümmern fühle ich mich puddelwohl :-)
Doch das Radfahrende Volk ist ein sehr genügsames Volk, dass sich unglaublich auf eine warme Wurst freuen kann und ganz ungeniert einfach im Schlafsack ohne Matraze auf dem Fussboden in einer Halle mit anderen 200 Menschen, von denen vielen Schnarchen, unbekümmert gut schlafen kann.
Einmal tropft es, ist aber nicht weiter schlimm, trocknet es bald ab. Wir fahren eigentlich relativ oft Hauptstrassen, das gefaellt mir nicht ganz, ich haette mir etwas mehr Nebenstrassen gewünscht, vermute aber, dass es sie einfach nicht gibt. Als 5er-Gruppe fahren wir sehr diszipliniert zusammen (ausser bei Bergab-Strecken oder wenn ich vorn fahre, dann schaffe ich es irgendwie, dass es stets so 10 bis 20 m Abstand zu der Gruppe gibt). Nach einer Pause sagt Lisbeth, dass sie nicht aufgeben möchte; sie ist aber ziemlich ausgepowert und ich bewundere ihr Durchhaltevermögen. Anki pedaliert fleissig und macht so manche PP mit.
Bei Km 200 faengt es an zu giessen und ich ziehe meine Regenjacke an, meine Füße werden halb nass, wir kommen aber bald wieder raus vom Regengebiet und die Sonne scheint wieder. Auf landschaftlich schoene Nebenstrassen fahren wir Marienstadt entgegen. Lennart erzaehlt uns, dass wir ein Berg erklimmen muessen und dann geht es steil bergab nach Marienstadt rein. Wir sind zwar bergauf gefahren, es war aber eine sehr leichte Strecke mit ueberhaupt keinen steilen Passagen (mit Ausnahme einer 5 m Kurve) und es gab auch kein Bergab, wir sind gemuetlich aber sapaet in Mariensatdt angekommen. Viele sehr schoene Haeuser und schoene Pferde unterwegs gesehen. Schoene Waelder mit schoene Baecher. Mit tut aber auch der Arsch zunehmend weh; bedingt durch die langsame Geschwindigkeit sitze ich lange aufm Sattel und das hinterlaesst Spuren... aber noch kein Blut!
Die Stimmung ist i.A. sehr ausgelasen, locker, manchmal machem wir Witze und nehmen Rücksicht auf die Langsamsten der Gruppe, auf die PP und auch in den Depots geht alles sehr freundlich zu, es kannn auch an Lennarts Art liegen, der mit allen gerne redet und sich austauscht.
Unterwegs redet er auch andere Personen ganz ungezwungen einfach an, ein junger Mann kommt uns einmal entgegen, bis auf eine (Art) Unterhose ganz nackt, und der Lennart fragt ihm irgendwas, oder auch zu einer jungen Frau, die uns aber bekleideter entgegengekommen ist. Auch zu einer alten Frau, die wir überholten, sagte der Lennart etwas zu und sie antwortete.
Über 12 Stunden unterwegs, ein Schnitt von 19 komma etwas und ein Puls durchschnittlich von... 91. Trotzdem bin ich muede und mir tun einige Teile der Anatomie weh.
Wir beschliesen, morgen 1 Stunde frueher aufzubrechen (6:30 Uhr). Essen. Sehr gut! Auch Bohnen, Karotten in Streifen und eine Art Lasagne, es gibt auch vegetarische. Als Nachtisch Birnen aus der Dose mit Yoghurt, ich nehme 2 Teller, esse ueberhaupt gerne viel Yoghurt wg. Kalorien.
Lisbeth und Anki haben schon geduscht als sie zum Essen kommen (Lennart und ich nicht, mir ist das lieb, denn ich moechte frueh essen, sonst gehe ich schlafen mit einem zu vollen Magen), und Lisbeth friert, ihre Haende zittern und ich fühle wie es ihr geht, die Situation kenne ich. Armes Maedchen. Sie bringt wenig Leistung auf die Pedalen und kann noch nicht so gut Kalorien (Energie) bereitstellen. Es kann aber einem Jeden so ergehen. Anki holt ein Bier und teilt es mit Lisbeth. Nach dem Essen gehe ich duschen, Lennart auch, massiere miene Füße, Anki und Lisbeth spazieren ein paar mal durch das Korridor, wo Lennart und ich schlafen werden. Ich packe meine Fuesse warm, lese schnell 2 Seiten meines Schwedich-Lern-Buches und schlafe ein. Lennart schnarcht auch und ist relativ laut, zumindest im Korridor, aber dafuer sehr regelmaessig, stoert wenig, wenn ich eingeschlafen bin sowieso nicht mehr.

Tag 3. Marienstadt-Örebro
Um 05:15 wache ich auf, gucke zu Lennart hin, der scheint noch zu schlafen aber dann sagt er, dass es schon 5:15 ist und dass er dann aufstehen würde. Ich entscheide auch aufzustehen. Mache meine Trinkflaschen fertig, packe alles, wir gehen Frokost machen, auch sehr gut, diesmal nehme ich die Hafergrütze mit Mermelade und etwas Dickmilch dazu, schmeckt süss und hervorragend. Ein Glas Milch und dann ein Teller mit Müsli und Yohghurt (gestern gab es kein Müsli), dannach nehme ich noch einen halben Teller mit Yoghurt und etwas Corn Flackes um etwas geraeuschvolles im Mund zu haben ;-) Toilette, Gepaeck zum Transporter gebracht, Fahrrad abgeholt und gegen 06:30 losgefahren. Nach der 1. Steigung (ziemlich steil und relativ lang) muss Olle sich entkleiden, wir rollen sehr langsam weiter, es dauert.
Es ist frueh und noch relativ frisch: 8 Grad C. Die Sonne versteckt sich noch hinter Wolken, so dass nur ab und zu einige kraftlose Strahlen durchkommen. Wir rollen und machen regelmaessig unsere PPs. Kommt mir sehr enttgegen, ich trinke nichts aber muss wasser lassen. Heute ist die Kurze Strecke, 125 Km bis Örebro, der 1. Depot ist nach 39 Km erreicht, mein rechter Fuss tut sehr weh, ich kann schon fast nicht laufen und humpele durch die Gegend, pinkle aber immer fleissig so oft ich kann. Da es mir unterwegs kalt wurde habe ich die Regenjacke angezogen. Man sieht, dass es in der ferne regnet, nur da, wo wir sind/waren regnet es nicht und hat es auch nicht geregnet, da die Strasse trocken ist.
Beim 2. Depot (Km 78) fragt mich Olle, als er mich so humpelnd lafen sieht, ob ich das schaffe, bis zum Ende zu fahren, und ich beantworte ja, das ist nur beim Laufen, nicht beim Radfahren, doch die Wahrheit ist, dass es beim Radfahren auch höllisch weh tun kann. Mittlerweile tut es so sehr weh aus den Klickpedalen rauszukommen (seitliche Kraft) dass ich mit der rechten Hand gegen den rechten Schuh klopfe um mich zu entrasten.
Die Achilles Sehne des linken Fusses tut nicht weh, aber schon heute morgen habe ich festgestellt, dass sie reibt und das bekannte "krick-krick" macht. Und mein Arsch tut so sehr weh, dass ich nicht mehr sitzen möchte. Summa Summarum, die Tour ist fast eine Tortour. Aber es gibt auch gute Seiten: Das Wetter ist gut und die Sonne ist freundlich, mittlerweile habe ich, nach dem 2. Depot, die Regenjacke wieder ausgezogen. Ich pfeife und, so lange ich rollen kann ohne sitzen zu müssen, ist die Welt in Ordnung.
Doch Lisbeth geht es ziemlich schlecht. Ich merke es: bei einem Stopp stützte sie den Kopf zwischen den Armen (Verzweiflung). Sie macht sich selber mut und ich weiss dass sie ziemlich fertig ist. Die letzten 20 Km sind für sie sehr hart.
Ich finde es lustig wie die Frauen pinkeln. Manchmal gehen sie einfach zum Graben neben der Strasse, Hose runter und pinkeln, jedes vorbeifahrendes Auto sieht den weissen runden Hintern, ganz ungeniert gehen sie in die Hocke 5 m von der Strase entfernt, den einzigen unterscied zu mir ist, dass sie das Rad irgendwie hinstellen müssen, was ich nicht mache, ich pinkele dirkt vom Fahrrad aus, und ich bin der einzige Mann, der es so macht, soweit von mir gesehen, alle andre lassen das Rad irgendwo stehen und pissen abseits von der Strasse.
Lennart faengt an zu singen "ein Männlein steht im Walde ganz still und stummm..." und ich singe mit. Auch "trink, trink, Bruederlein trink!..." singt er und ich stimme mit zu. Dann sage ich ihm, dass ich die Lieder zum 1. Mal wieder hoere und dass es unüblich ist, in Deutschland diese Lieder zu hoeren und dass er damit mehr weiss und kann als viele Deutsche. Seine Deutschlehrerin war schon alt als sie unterrichtet hatte, das war so in den 50er Jahren. Wir reden ein bisschen ueber Deutschland, Hitler, den Krieg und die Folgen, vor allem in der Kultur. Auch mit Lisbeth rede ich kurz, sie kann ein Lied und meint, alles deutsch vergessen zu haben was sie in der Schule gelernt hat, arbeitet manchmal in NMS in einer Import-Export-Firma aber benutzt nur englisch.
Am Ende kommen wir ins Ziel an, bekommen von Lennart eine Auszeichnung ausgehaendigt mit einigen guten Woertern zur Leistung, dann werden wir geknipst, gehen essen, schoene ausgelassene Atmosphaere nach der getanen Arbeit, nehmen wir Abschied voneinander, ich kriege die Email-Adresse von Lennart, gehe duschen, bezahle fuer die Bilder und organisiere die Übernachtung in den Raeumlichkeiten der Örebrocyklisterna. 126 Km, 18,1 Km/h, etwa 7 Stunden Fahrt und einen Herzfrequenzdurchschnitt von 86 bpms!
Die 2 Deutchen aus Berlin übernachtern auch dort, wir sind zu dritt. Ich rede kurz mit dem Klaus esse mein Strudentenfutter und schlafen bald ein.

Epilog:
Am Montag Fahrt nach Hamburg, gegen 22 Uhr zu Hause. Die nächsten Tage werden sehr ruhig und ich pflege meine Füße.

Lessons Learned:
* Ich brauche eine Lösung um die Füße trocken zu halten und die Sehne warm!
* Wenn es kalt werden soll, waere vielleicht sinnvoll etwas Warming-up zu machen!

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