Donnerstag, 3. Januar 2013

400 Km Brevet in Oslo / Norwegen / 2009


In aller Kuerze:
Datum: 23. Mai
Streckenlange: 400 Km
Start: Helsfyr 07:00 Uhr
Teilnehmerstatistik: 6: 4M + 2F
Streckenbeschaffenheit: Die Tour geht nach Lillehammer ueber Skarnes hin, Gjøvik zurueck. Viele der Strecken sind autoverkehrarm, Strassenbelag so weit OK. Es gab einige ganz lange Steigungen, bis 2 Km, dafuer aber such ganz lange Abfahrten.
Verpflegung: Nehme 12 Muesli-Riegel mit, esse nur 5. Ich schwitze am Anfang auch viel und trinke ueber 10 Liter Fluessigkeit unterwegs.
Kontrollstellen: 5, in Skarnes, Hammar, Lillehammer, Gjøvik, Minesund/Jesheim.
Schlafen/Duschen: Nicht gemacht
Fahrrad: AkaOni.


Vorgeschichte:
Am Dienstag esse ich zu viel abends und das verursacht Schmerzen und Engegefuehl im Brustkorb und auch merkwuerdige Schmerzen an dem linken Armgelenk. Ich habe etwas Angst, dass es mit dem Herz etwas nicht i.O. sei und bin nicht sicher, ob ich die Tour am Samstag fahren soll. Die Engeschmerzen gehen langsam weg, die am Gelenk aber langsamer. Am Freitag geht es mir aber so, dass ich die Tour "plane".
Das Wetterbericht hatte auch am Montag/Dienstag fuer den Samstag Regen den ganzen Tag vorhergesagt. Aus diesem Grunde beschloss ich, diese Tour auch weiterhin mit Akaoni zu fahren, auch wenn der Sattel eigentlich und die Abnutzung des Rades auch gegen eine solche lange Strecke sprachen. Ich bereite nichts am Fahrrad vor, so dass sogar der Dreck von dem wenig Wasser vom letzten Brevet noch an dem Rad klebt. Am Freitag regnet es nachmittags und das Wetterbericht sagt gutes Wetter fuer Samstag vor. Ich bleibe aber bei Akaoni.
Am Donnerstag (Feiertag) funktioniert gegen Erwarten das Runterladen von Daten aus dem Internet mit meinem Programm und so nutze ich die Zeit aus und arbeite bis Freitag 6 Uhr morgens durch. Ob ich fahre am Samstag ist mir immer noch unbekannt/offen. Schlafe also am Freitag nur 4 Stunden und denke, frueh zwischen 6 und 8 Uhr abends einzuschlafen. Ich bin aber abends nicht allzu muede und gucke ein Film erst im Fernseher, schlafe endlich unmuede gegen 22:30 Uhr ein... und schlafe nich wirklich gut. Wecker klingelt 05:25 Uhr und ich trinke einen Kaffe und esse 2 Brote mit Kaese.
Am Freitag Abends esse ich 5 Eier mit Kaese und Brot, also eigentlich eher eine Eiweiss-Bombe als eine Kohlenhydrate-Orgie.
Kurz gesagt: fast alles an Vorbereitung war nicht wie es sein soll.


Tour:
Nur das Wetter, das ist gut.
Starten tuen wir gegen 7 Uhr morgens, die gleiche Gruppe wie bei den 300Km. Doch davor starten auch 2 Frauen alleine; sie fahren fuer sich. Der geborene schlanke Radfaher kehrt aber nach 96 Km zurueck; ich habe es nicht so richtig mitgekriegt aber vermute, dass er nicht den Brevet mitfahren wollte sondern nur eine halbe Trainingsrunde in Begleitung machen wollte. Der Radfahrer L bekommt ein Problem im hinteren Laufrad (Speiche locker) so dass wir entscheiden, in Hammar die laengere Pause zu machen und nicht in Lillehammer, wie sonst ueblich.
Ich hatte damit gerechnet, dass wir die 2 Frauen echt bald ueberholen wuerden, 4 Mann sollten schon schnell 2 Frauen einholen koennen, aber zunaechst haben wir uns etwas verfahren, zwischen 5 und 15 Km sind wir zuviel gefahren, und zweitens sind unsere Pausen eher lang. Bei jeden Stopp wird (gemuetlich) gegessen und getrunken, so 20 bis 30 Minuten dauern diese Pausen. Die "laengere" Pause dauert dafuer nur ca 30 Min.
Mir geht es am Anfang auch recht schlecht; bin sehr kraftlos, an jede Steigung werde ich sehr langsam und schwitze ueberhaupt sehr viel; muss viel trinken, mein Magen vertraegt nicht so viele Muesli-Riegel. Ich weiss nicht, ob ich die Strecke schaffe, meine 2 Mitstreiter fahren aber nicht so schnell und ich halte gut mit. Mein Puls ist selten ueber 150bpm, haelt sich in diesen ersten Km zwischen 135-145, was sehr gut sein sollte. In Hammar, mit Zeit, esse ich eine Kaese-Baguette (hatte eigentlich Lust auf etwas salziges). Anscheinend hilft das, weil ich mich besser fuehle (oder war es die etwas laengere Pause?). Vor Lillehammer gibt es ganz lange, nie endend wollende Steigungen, die mich viel Kraft kosten, dafuer auch lange Abfahrten, wo ich der schnellste werde.
In Lillehammer treffen wir die 2 Damen, die ein Tisch voll mit leere Essensutensilien haben. Da wir schon in Hammar etwas gegessen hatten planen hier nur kurz etwas zu essen; ich trinke nur einen Kaffee, kaufe eine braune Brause und trinke daraus. Die anderen essen schon etwas mehr; ich kann nicht so viel essen, mein Magen will das nicht, nur trinken tue ich viel.
Die beide Frauen fahren los vor uns, wir etwa 4, 5 Minuten spaeter. Zu meinem Erstaunen holen wir sie aber bald ein (10 Km weiter mehr oder minder), und ueberholen sie. Bis Gjøvik sind es ca 50 Km. In Gjøvik wollten wir die 2. laengere Pause machen, weil anschliessend die Strecke etwas laenger sein soll (oder zumindest so empfunden werden). Dort wird das Thema 600 Km Brevet angesprochen und ich sage, dass ich plane diese Strecke zu fahen. L sagt, dass er die nicht fahren wird. Die 2 Frauen habe ich nicht gesehen, so starte ich im Glauben weiter vorne zu liegen. Zu meiner Ueberraschung ueberholen wir sie wieder nach etwa 30 Km... Haben sie nicht in "unsere" Tankstelle gestoppt? Haben wir sie einfach uebersehen? Sie uns? Keine Ahnung, aber das gibt mir zu denken. Die Nacht kommt langsam, es ist eine Art Nachtdaemmerung eigentlich, die Landschaft ist doch echt huebsch; es gibt Lichverhaeltnisse zwischen den Bergen und das Wasser unten und die Wolken oben die sind einfach wunderschoen. Auch hier haben wir etwa 10 Km mit Regen, immerhin werden meine Fuesse auch nicht richtig nass: Erst zurueck zu Hause merke ich, dass die Struempfe ein bisschen nass waren, immerhin nicht bis die Fuesse. Aber es ist kalt, meine Fuesse sind kalt, beim Farhen aber oeffne ich die Jacke und das Trikot, so dass kalte Luft mein Rumpf abkuehlt. Bei den Pausen muss ich schnell alles wieder zu machen, sonst friere ich ganz rasch und zittere.
Das Licht haben meine Mitstreiter dann eingeschaltet, fuer mein Verstaendnis zu spaet: Ich pflege die Lichter dann einzuschalten, wenn die Strassenbeleuchtung auch angeht. Das ist ein unabhaengig und sicheres Zeichen: Als Radfahrer kann man sich (und sicherlich geschieht das) an die Dunkelheit gewoehnen, fuer Autofahrer mit Licht ist das ganz anders und haben keine Gewoehnung, gerade in so eine Daemmerung sollte man dafuer sorgen, dass Licht da ist.
Was mir auch aufgefallen ist bei dieser Nachtfahrt auf dem Rad waren die viele Autofahrer, die nicht abblendeten und stur lange noch mit Fernlicht fuhren. Einmal bin ich ostentativ in die Gegenspur reingefahren und dort geblieben bis das entgegenkommende Auto abgeblendet hat. Es ist fuer ein Radfahrer sehr gefaehrlich so geblendet zu sein, weil man die Strasse gar nicht mehr sieht, man koennte in einem Loch fahren oder sonst wie die Kontrolle auf das Rad verlieren und dann leider auf die Gegenbahn geraten. Meine Mitstreiter fanden aber diese Methode nicht so empfehlenswert und fuhren dann vor mir, ich in deren Wind- und Lichtschatten. Einmal habe ich auch gestikuliert, man moege das Fernlicht ausmachen, wurde aber ignoriert. Ueberhaupt schienen die Autofahrer zu versuchen das Fernlicht so weit wie moeglich eingeschaltet zu haben (um diese merkwuerdige Fahrer mitten in der Nacht besser zu beglotzen?). Oft habe ich eifach mein Helm so weit nach vorn gekippt, dass ich nicht in das Licht sehen musste, versteckt hinter das Visier.
Eine andere Sache, die bei Nachfahrten zu beachten ist, ist dass man die Strasse nicht so gut sehen kann: Es gibt grosse Loecher die ueberhaupt nicht als solche aussehen und es gibt Unebenheiten der Strasse wo man denkt, man faehrt gleich in einer Grube.
Die Tankstelle/Kontrolle in Minnesund machte gegen 12 Uhr Nacht zu, wir sind 25 Minuten zu spaet angekommen, so dass wir weiterfahen mussten nach Jessheim. Die Frauen erreichten Minnesund kurz nachdem wir angekommen waren: Es war nicht ein so grosser Unterschied zwischen die beide Gruppen. Die Frauen sassen also vergnuegt an der geschlossenen Tankstelle und tranken gemuetlich aus den Sportflaschen als wir weiterfuhren richtung Jessheim. Ich war ziemlich muede zwischen Schwitzen auf dem Rad und Frieren waehrend die Pausen. In Jessheim sitze ich an einer langen Bank in der Tankstelle und lasse den Kopf zwischen meinen Haenden und Handschuhen ruhen: Ich bin ziemlich am Ende der Kraeften, habe nicht mal Lust zu essen oder trinken: L hatte mich vorhin gesagt; hier bei der letzten Pause koennte ich etwas zu mir nehmen und ich antwortete, dass mir nicht einmal einen Kaffee gut tuen koennte.
Auch die Stuezstelle an den Haenden tuen weh; etwas Druck ueber lange Zeit macht sie schmerzen. Vor allem meine Sitzflaeche tut weh, wegen des ungeeigneten Sattels eigentlich, so dass es schmerz loszufahren; nach einigen Km geht es aber, ist aber nicht schoen.
Wir fahren bald weiter. Zu meiner wiederholten Ueberraschung ueberholen wir die Damen noch einmal: Ich merke nie "wann" die beide uns ueberholen, ich denke, dass sie einfach nur kurz stoppen zum Stempeln und dann fahren weiter ohne lange zu pausieren, vielleicht essen die beide auch sogar auf dem Fahrrad (ausser in Lillehammer). Wir sind jetz zwischen 20 und 30 Km vor Oslo und die Damen haengen sich an uns ran. Meine 2 Mitstreiter drucken richtig aufs Tempo und ich halte schon mit, die Damen auch... Bei einem Kreisverkehr biegen beide links weiter wobei ich meinte, es sollte geradeaus weitergehen... Die Damen verlieren wir langsam in der Ferne, ich halte kaum mit. Es ist tatsaechlich eine andere Strecke de in Lillestroem reinfaehrt, allerdings passt sie mir schlechter, es kommen einige Km dazu, wozu ich um 3, 4 Uhr morgens kaum Lust verspuere, und das nur um die Damen loszuwerden, vermute ich, indem man eine abweichende Strecke faehrt. Zwar hatte diese Strecke nicht so lange Bergauffahrten, dafuer ist sie laenger.


Epilog:
Ich rechne damit, zu Hause gegen 4:40 anzukommen, doch ich bin so am Ende meines Durchaltevermoegens, dass ich bei der letzten langen Steigung einfach vom Rad aussteige und gemuetlich -zu Fuss- gehe. Das ist beinahe wohltuend: da arbeiten ganz andere Muskeln und angenehm ist es auch, dass die Fuesse warm werden. Gegen 5 Uhr morgens bin ich dann zurueck, nach 22 Stunden. Dusche, trinke eine Tasse Tee, eine halbe Tasse Milch und etwas Hafer mit Milch und Zucker. Wasche nicht meine Waesche sondern schlafe ich bald ein. Wach zur Fruehstueckspause gegen 9 Uhr, bis 15:30 dann geschlafen. Auf dem Tacho 428 Km, ein Durchschnitt von 23,5 Km/h.
Ob ich die 600Km fahre? Ich plane das, doch muss ich mich richtig vorbereiten, auch mental daran, grosse Strecken alleine zu fahren, wenn nicht die ganze Strecke...



Lessons Learned:
* Wahrscheinlich ist eine Kohlenhydraten-Orgie am Abend vor der Tour schon sehr wichtig.
* Die Pausen sollen so kurz sein, dass ich nicht anfange zu frieren.

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